Klappentext: Einstein träumt. Der junge Patentexperte, der seine Abhandlung zur
Relativitätstheorie so gut wie fertiggestellt hat - wir schreiben das
Jahr 1905, und Einsteins Schreibtisch steht damals noch irn Berner
Patentamt -, läßt den Kopf auf den Arm sinken und träumt von
Wirklichkeiten, in denen die Zeit ihre gewohnten Bahnen verläßt, neue,
ungewohnte Formen annimmt, verschwindet, springt, sich dehnt, rückwärts
läuft oder sich auch gemäß unerhörter theoretischer Vorgaben bewegt.
Was wäre, wenn? Wenn die Menschen versuchten, der Zeit ein Schnippchen
zu schlagen und sich Bewegung und Raum zunutze zu machen, um sie so
etwas langsamer ablaufen zu lassen. Wie sähe die Welt dann wohl aus?
Nicht wissenschaftlich, sondern träumend ersinnt Einstein seine Welten -
phantastisch und immer mit traumgleicher Leichtigkeit. Die Zeit
schlüpft in alle möglichen Rollen, und das Ergebnis ist jedesmal ein
völlig anderes: eine Welt ohne Zukunft, mit zerstückelter, sich
verschiebender Zeit, mit einer Zeit, die ein Vogel ist. Eine Qualität,
statt eine Quantität.
Dreißig Träume läßt Alain Lightman Einstein träumen, und mit jedem
einzelnen gelingt ihm ein intellektuelles Spiel, das uns die eigene Welt
in einem neuen, weiseren Licht sehen läßt. Ein Kleinod, vergleichbar
nur mit ltalo Calvinos "die unsichtbaren Städte" , ein literarisches
Pendant zu Stephen Hawkings "Eine kurze Geschichte der Zeit" .
Meine Meinung: Phantastisch.
Viel mehr gibt es eigentlich gar nicht zu sagen. Denn dies ist nicht ein Buch, welches man in drei Stunden gelesen hat. Es geht auch gar nicht darum. Vielmehr ist es ein Buch, das man immer wieder einmal zur Hand nimmt und einen Traum liest. Jeder dieser Träume ist auf seine Weise etwas ganz anderes und doch sind sie alle unglaublich intellektuell und durchdacht. Sie reissen einen mit und regen an, darüber nachzudenken, sie weiterzuspinnen. Und manchmal sind sie auch einfach nur komisch und lustig. Aber sie sind wundervoll.
Zitat: "Es gibt einen Ort an dem die Zeit still steht. Regentropfen hängen in
der Luft. Uhrpendel schweben in halben Schwung. Hunde heben die Schnauze
in stummen Geheul. (…) Nähert sich ein Reisender diesem Ort aus
beliebiger Richtung, so verlangsamen sich seine Bewegungen mehr und
mehr. Die Abstände seines Herzschlages werden größer, seine Atmung wird
langsamer, seine Temperatur sinkt, seine Gedanken lassen nach, bis er
das leblose Zentrum erreicht und erstarrt. Denn dies ist der Mittelpunkt
der Zeit."
Ein super Buch um sich zu verkriechen. Die Ziet steht still, wenn man es liest. Es ist ein Geheimtipp für jene, dei nicht ein Buch nach dem andern verschlingen. Man kann es nicht an einem Stück lesen. Dazu ist es viel zu gut, zu tiefgründig. Lieber lese ich es Häpchen für Häpchen und geniesse die Süsse, die Weisheit und versinke in den schönen Bildern von Bern.
AntwortenLöschenWie recht du hast! Der Roman lässt sich auch problemlos mehrmals lesen. Die Gassen der Berner Altstadt finde ich übrigens immer noch toll, auch wenn sich wohl viel verändert hat, seitdem Einstein darin herumgewandelt ist. Danke für deinen Beitrag!
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