Freitag, 24. Mai 2013

"Verbrechen und Strafe" von Fjodor Dostojewskij

Inhalt: Raskolnikow, ein junger Mann, der küzlich sein Studium abgebrochen hat, zieht sich während Monaten in sein dunkles Kämmerchen mitten im Petersburg der 1860er Jahre zurück. In seinem Kopf reift eine Idee heran, mehr noch, aus einem Gedanken, den ihn nicht mehr loslässt, einwickelt er eine ganze Ideologie. Eine Ideologie, die ihn schliesslich dazu bringt, das Radikalste zu tun, zu dem ein Mensch fähig sein kann; Er begeht einen Mord.

Aus einem Mord werden ungeplanterweise zwei und Raskolnikow sieht sich schon sehr bald mit Zweifeln an seiner Ideologie konfrontiert. Doch sein Gewissen lässt es nicht zu, dass er den Unsinn seiner Tat anerkennen kann. Lieber entwickelt er seine Ideologie weiter und beruhigt sein Gewissen mit dem Gedanken, dass er der Menschheit mit dem Mord nur Gutes bringen wird. Raskolnikow bleibt von seinem Umfeld nicht unbeachtet. Der Verdacht fällt immer wieder auf ihn und der  Detektiv Porfirij macht ihm mit seinen Andeutungen das Leben schwer. Plötzlich tauchen auch noch Raskolnikows Mutter und Schwester auf und machen ihm deutlich, dass sie grosse Erwartungen an seine Zukunft hegen. Raskolnikow ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe, die er für die beiden empfindet und dem unglaublichen Schuldgefühl, das ihn jedes Mal ergreift, wenn sie ihm zeigen, dass er ihre grösste Hoffnung ist. Er kann ihre Liebe nicht mehr ertragen und nimmt eine Abwehrhaltung ihnen gegenüber ein. Sie verstehen seine Reaktion nicht und seine Kälte verunsichert sie. Doch niemals würden sie auf die Idee kommen, dass ihr geliebter Sohn und Bruder ein Mörder sein könnte.
Raskolnikow wird immer tiefer in den Sog des Wahnsinns gezogen und irgendwann gerät er an den Punkt an dem er sich entscheiden muss: Geständnis oder Selbstmord.




Aufbau: Der Roman ist in 6 Teile plus Epilog aufgeteilt. Im ersten Teil begeht Raskolnikow das Verbrechen- den Doppelmord an einer alten Witwe und ihrer Schwester. In den folgenden 5 Teilen lässt Dostojewskij den Leser teilhaben an Raskolnikows wirren Gedankengängen, Fieberträumen und teils unverständlichen Handlungen. Man könnte sagen, die 5 Teile plus Epilog sind die auf das Verbrechen folgende Strafe. Allerdings ist der Roman sehr komplex und darf nicht einfach simpel und moralisch verstanden werden.

Meine Meinung: Ich habe "Verbrechen und Strafe" für die Schule gelesen und ich weiss nicht, ob ich  das Durchhaltevermögen gehabt hätte, den Roman wirklich Seite für Seite zu lesen, wenn ich ihn freiwillig gelesen hätte. Dostojewskij hat mit dem Roman ein verdichtetes Bild von Russland zu dieser Zeit gezeichnet und ihn sehr bewusst konstruiert. Dies macht ihn zwar einerseits zu einem sehr interessanten Roman, über den es viel zu diskutieren gibt, aber andererseits ist das Konstruktionsgerüst teilweise so klar erkennbar und die Zufälle so unwahrscheinlich, dass einzelne Szenen nicht sehr wirklichkeitsgetreu nachempfunden werden können. Ein weiterer Punkt, den mich beim Lesen des Romans gestört hat, war das Frauenbild, das im Roman gezeichnet wird. Die Frauenfiguren in "Verbrechen und Strafe" opfern sich praktisch ausschliesslich für ihre Männer auf und werden sehr hysterisch dargestellt. Allerdings darf man Dostojewskij dafür keinen Vorwurf machen, denn dieses Bild war zu dieser Zeit gang und gäbe und er wäre schon sehr fortschrittlich gewesen für seine Zeit, hätte er dies nicht auch so gesehen.
Ich muss zugeben, dass ich schon sehr stolz darauf bin, diesen Papierelelefanten zu Ende gelesen zu haben und ich bereue es auch in keiner Art und Weise. Dostojewskij ist ein herausragender Psychologe, er hat die Psyche Raskolnikows bis ins feinste Detail ausgearbeitet und als Leser wird man vollends in den Strudel von Raskolnikows Gefühlen und in seinen Wahnsinn hineingezogen. Sosehr, dass es mich zwischendurch schon fast geängstigt hat.

Empfehlung: Ich empfehle "Verbrechen und Strafe" all denjenigen, die gerne auch etwas komplexere Literatur lesen und die bereit sind, einen Roman zu lesen, bei dem es zwar nicht viel zu Lachen gibt, und in dem es einem oft ziemlich graut, aber über den sehr viel diskutiert werden kann.






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